Ganzheitliche Sprachbildung und sprachsensibler Unterricht

Vielfalt im Gespräch mit Dr.'in Mona Massumi

Am 03. November begrüßten wir Dr.‘in Mona Massumi in unserem Talk-Format „Vielfalt im Gespräch“. Wir diskutierten mit ihr darüber, wie das Konzept der durchgängigen Sprachbildung und ein sprachsensibler Unterricht in allen Schulfächern umgesetzt werden kann.

Dr.’in Mona Massumi arbeitete mehrere Jahre als Lehrerin an einem Berufskolleg und als Lehrbeauftragte an verschiedenen Universitäten. Ihre Forschungsschwerpunkte sind erziehungswissenschaftliche Migrationsforschung, Bildung und Bildungsprozesse im Kontext von Heterogenität und pädagogische Professionalisierung. Durch ihre Arbeit als Lehrkraft kennt sie die Herausforderungen, ganzheitliche Sprachbildungsprozesse in der Schulpraxis zu implementieren. Oftmals seien Lehrkräfte beispielsweise damit überfordert, die sprachlichen Anforderungen im eigenen Fach zu erkennen und kollegiale Unterstützung zu erbitten.

Durchgängige Sprachbildung durch Austausch, Verständnis und Transparenz

In ihrem Fachvortrag gab Mona Massumi einige praxisnahe Hinweise, wie sich das Kollegium und die Schulleitung dem Thema sinnvoll annehmen und den damit verbundenen Herausforderungen stellen können. Eine Voraussetzung sei, dass durch die Schulleitung ein systematischer Weg gefunden und mit dem Kollegium umgesetzt würde. Diese Systematik umfasse zum Beispiel, ganzheitliche Sprachbildung und sprachsensiblen Unterricht im Schulprogramm aufzunehmen, Fortbildungen für das pädagogische Personal anzubieten und die Kommunikation mit den Erziehungsberechtigten sowie die Gestaltung der Homepage sprachsensibel zu gestalten. Um der Überforderung einzelner Lehrkräfte entgegenzuwirken, sei es wichtig, Transparenz und Offenheit innerhalb des Kollegiums zu schaffen und eine Sensibilisierung für Stolpersteine beim (Zweit-)Spracherwerb herzustellen. Eine professions- und fächerübergreifende Zusammenarbeit müsse vor allem von Austausch und Verständnis geprägt sein. 

Mehrsprachigkeit zulassen

Die Teilnehmenden und Mona Massumi diskutierten unter anderem darüber, wie es gelingen kann, das sprachliche Niveau nicht durch den Gebrauch von Alltagssprache zu senken. Sprachsensibler Unterricht sei eine Frage der Haltung und Sensibilisierung. Lehrkräfte sollten Ängste vor einem Kontrollverlust überwinden und den Mut entwickeln, Mehrsprachigkeit im Unterricht zuzulassen. Eine Missachtung oder gar Abwertung von Mehrsprachigkeit und sprachliche Hierarchisierung durch Lehrkräfte könne bei Schüler:innen emotionale Wunden verursachen und sich negativ auf deren Identitätsentwicklung auswirken. Abschließend ermutigte Frau Massumi alle Lehrkräfte, sich Verbündete innerhalb ihres Kollegiums zu suchen und ganzheitliche Sprachbildung als Anliegen für die Schulentwicklung zu formulieren. 

Praxishilfen:

Literaturhinweise 

Massumi, M. (2019): Migration im Schulalter. Systemische Effekte der deutschen Schule und Bewältigungsprozesse migrierter Jugendlicher. Peter Lang. 

Terhart, H./Massumi, M./von Dewitz, N. (2017): Aktuelle Zuwanderung – Wege der Schulentwicklung in der Migrationsgesellschaft. Die Deutsche Schule, Jg. 109, H.3. S.236-247. 

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