Wie kann ich in meiner pädagogischen Praxis diversitätssensibler handeln? Welche Strukturen müssen an und um Schule gemeinsam aufgebaut und verändert werden, um Antidiskriminierungsarbeit zu leisten? Und was benötigen pädagogische Fachkräfte für die Professionalisierung im Kontext von Diversität und Vielfalt? Über diese und weitere Fragen, Herausforderungen und Gelingensbedingungen sind die Teilnehmenden beim Landesfachtag „Vielfalt entfalten“ Brandenburg am 8. Dezember ins Gespräch gekommen.
Die Veranstaltung richtete sich an pädagogische Fachkräfte, die Lehrkräfteaus- und -weiterbildung im Land, Multiplikator:innen aus Bildungspolitik und Verwaltung in Brandenburg sowie an zivilgesellschaftliche Akteur:innen der Antidiskriminierungsarbeit. Der Landesfachtag bot Raum, landesspezifische Bedarfe für eine diversitätssensible und diskriminierungskritische Schule zu diskutieren, sich fachlich auszutauschen und gemeinsam Handlungs-möglichkeiten auszuloten.
Britta Ernst, Ministerin für Bildung, Jugend und Sport Brandenburg und Anne Rolvering, Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung richteten sich in ihren digitalen Grußbotschaften an die Teilnehmenden des Landesfachtags.
Sind angehende Lehrkräfte in Brandenburg in der Lage, soziale Ungerechtigkeiten im Klassenzimmer wahrzunehmen und durch das eigene pädagogische Handeln adäquat darauf zu reagieren? Und inwiefern werden angehende Lehrkräfte ausreichend auf den Umgang mit Diskriminierung in und um Schule vorbereitet? Diesen Fragen widmete sich ein von der Hochschulleitung der Universität Potsdam gefördertes „Innovatives Lehrprojekt“, das die Doktorandin Tuğçe Aral gemeinsam mit ihrer Kollegin Sharleen Pevec und der Dozentin Jun.-Prof. Dr. Miriam Schwarzenthal umsetzte.
Die Expert:innen geben im Rahmen Ihres Impulses einen Einblick in die Fallstudie, die als eigenständiges Reflexionstool in der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften angewendet werden kann. Die konkreten Anwendungsmöglichkeiten werden vorgestellt und erprobt. Mit dem Tool können Lehrkräfte trainieren, pauschalisierende Einstellungen zu reflektieren und mit Rassismus und Diskriminierung verantwortungsbewusst umzugehen.
Mit Birgit Peter von der Antidiskriminierungsberatung Brandenburg / Opferperspektive richteten wir den Blick auf die Bildungsungleichheit im Land. In ihrem Impuls skizzierte sie den Status Quo im Bereich Diskriminierung im Bildungssystem und gab Einblicke in die vorherrschenden Strukturen und aktuellen Zahlen aus Brandenburg. Diese lieferten die Diskussionsgrundlage für den anschließenden Round Table.
Ein gezielter Wechsel der Blickrichtung: Das Format bot die Möglichkeit, Themen im Kontext von Diversität und Antidiskriminierungsarbeit in Brandenburg aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Dabei drehte sich alles um die Frage: Was braucht Brandenburg? Gemeinsam diskutierten die Gesprächsteilnehmden über die erfasste Sachlage im Bereich Antidiskriminierungsarbeit in und um Schulen im Land, lokalisierten Herausforderungen und kamen in den Austausch über Handlungsansätze.
In der Runde diskutierten: Abdou Rahime Diallo (Vorsitzender von NeMiB), Regine Büttner (Leitung des Referats 46, Lebenslanges Lernen, Weiterbildung und politische Bildung im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg) und Judith Strohm (Deutsche Kinder- und Jugendstiftung).
Am Nachmittag kamen die Teilnehmenden gemeinsam ins Handeln. Geboten wurden je zwei parallele Workshops, Salons und Handlungsräumen.
In insgesamt zwei parallelen Workshopformaten wurden Handlungsmöglichkeiten für strukturelle Veränderungsprozesse im Kontext von Diversität und Antidiskriminierung innerhalb der Institution Schule beleuchtet sowie Gelingensbedingungen und mögliche Hürden identifiziert. In den Salons ging es vor allem um den gemeinsamen Austausch: Welche Beiträge können Mitarbeitende der Lehrkräftebildung und der Bildungsverwaltung zum Gelingen diversitätssensibler und antidiskriminierungskritischer Schulen in Brandenburg leisten? Und welche außerschulischen Netzwerke braucht es? In den Handlungsräumen erhielten die Teilnehmenden die Möglichkeit ins Handeln und Lernen zu kommen. Die parallel stattfindenden Handlungsräume boten Raum, um interaktiv und miteinander diversitätssensibles und antidiskriminierungskritisches Handeln für die Praxis zu üben und so die eigene Professionalität im Umgang mit Diversität weiter zu stärken.
Wie etabliere ich eine Schulkultur, in der Diskriminierungsfälle frühzeitig besprechbar werden? Welche Schritte sind nötig, um eine Antidiskriminierungsstelle in der Schule aufzubauen und wie erfasse ich diese Fälle? Diese und weitere Fragen wird Andreas Foitzik gemeinsam mit Ihnen erörtern und beantworten. Interaktiv erarbeiten Sie Gelingensbedingungen, um Strukturen für die Antidiskriminierungsarbeit in der Schule aufzubauen.
Referent: Andreas Foitzik ist Geschäftsführer von adis. e.v., Träger der professionellen Antidiskriminierungsarbeit in der Region Reutlingen/ Tübingen und Fachstelle zum Thema Diskriminierung in Baden-Württemberg. Foitzik selbst setzt seinen Schwerpunkt bei Fort- und Weiterbildungen, Supervision und Publikationen im Bereich Pädagogik.
Wie öffnen und gestalten wir Qualifizierungs-, Lern- und Sensibilisierungsräume im Bereich Antidiskriminierung und Diversität im Schulalltag? Welche Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten gibt es, um einen Professionalisierungsprozess im Kollegium auf den Weg zu bringen? Ziel des Workshops mit Alli Kamalanathan ist es, dass Leitungspersonen praxisnahe Handlungsoptionen kennenlernen, um einen Prozess in der Schule anzustoßen.
Referentin: Alli Kamalanathan ist Bildungsnetzwerkerin und im Bereich Diskriminierungskritische Schulentwicklung tätig. Als Beraterin für diskriminierungskritische Prozesse im Raum Schule begleitet Sie Schulen beim eigenen Professionalisierungsprozess, konzipiert Angebote, schafft Strategien und koordiniert den Schulentwicklungsprozess.
Um ein diversitätssensibles pädagogisches Handeln im Kontext von Schule zu ermöglichen, müssen Lehrkräfte spezifisch aus- und weitergebildet werden. Gehen Sie mit uns in den Austausch darüber, was pädagogische Fachkräfte in Brandenburg benötigen, um professionell im Kontext von Diversität und Vielfalt handeln zu können. Wie kann dieser Bedarf gedeckt und ausgebaut werden? Und wie kann eine stärkere Verankerung von Themen der diversitätssensiblen Pädagogik gelingen?
Referentinnen:
Sharleen Pevec ist akademische Mitarbeiterin der Universität Potsdam, Professur für Inklusionspädagogik – Heterogenität in institutionalisierten Bildungsprozessen. Ihre Forschungsinteressen sind unter anderem die interkulturelle Kompetenzförderung von Lehramtsstudierenden und Lehrkräften sowie Ressourcen- und kompetenzorientierter Umgang mit kultureller Diversität in Schule und Unterricht Christiane Hüttmann ist die Sachgebietsleitung innerhalb des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein (IQSH) für die Bereiche 'Niemanden zurücklassen', Deutsch als Zweitsprache und Pädagogik, der Abteilung Fort-und Weiterbildung. Dr. phil. Elisabeth Plate ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Humboldt Universität zu Berlin. Sie arbeitet und forscht zu Inklusion/Exklusion im internationalen Kontext, zu Konstruktionen von Differenz und Vielfalt, zu inklusiver Schulentwicklung, Lehrer:innenbildung und -professionalisierung
Bildungsgerechtigkeit für Kinder und Jugendliche zu ermöglichen, ist eine Aufgabe, die uns als Gesellschaft gemeinsam beschäftigen muss. Die Institution Schule und das Unterstützungssystem können ausschließlich in Kooperation nachhaltige Veränderungsprozesse erreichen. Wie diese Antidiskriminierungsarbeit innerhalb Brandenburgs gestaltet werden kann und von welchen Ansätzen und bereits bestehenden Kooperationsverbünden wir lernen können, wollen wir gemeinsam mit Ihnen und Expert:innen aus dem Land in diesem Salon diskutieren.
Referent:innen: Abdou Rahime Diallo, Vorsitzender von NeMiB (Netzwerk der Migrant:innenorgationen in Brandenburg); Dr. Julian von Oppen, Projektleiter und Ansprechpartner für die themenübergreifende regionale Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe von kobra.net
Hier kommen wir gemeinsam ins Handeln. Welche Relevanz haben Leistungsprüfungen im Kontext von Diversität, Diskriminierung und damit letztlich auch für bestehende Bildungsungleichheiten? Wie lassen sich diese, im Rahmen der gegebenen Gestaltungsmöglichkeiten, diversitätssensibler gestalten, um nachteilsausgleichend zu wirken? Praxisnah soll in diesem Raum an Beispielen geübt werden. Sie haben die Möglichkeit, eigene Fragen und Beispiele mitzubringen.
Referentin: Dr. Alexandra Marx
Frau Dr. Marx ist stellvertretende Leitung des Forschungsverbunds "Schule macht stark-SchuMaS". Die Initiative zielt auf bestmögliche Bildungschancen für Schülerinnen und Schüler, die sozial benachteiligt sind. Dazu arbeiten Wissenschaft und Schulen kooperativ zusammen. Marx selbst promovierte an der Humboldt-Universität zu Berlin im Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie. Nach ihrem Studium forschte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Potsdam hauptsächlich im Bereich der Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften.
Auch hier kommen wir gemeinsam ins Handeln. Ein Gefühl von Ohnmacht steigt auf, wenn diskriminierende Äußerungen in einer Situation fallen? Sie wissen manchmal nicht, wie Sie reagieren sollen, wenn im Schüler:innen- oder Kolleg:innenkreis Aussagen fallen, bei denen Sie eigentlich intervenieren möchten? In diesem Raum möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, über diese Unsicherheiten zu sprechen und gemeinsam Strategien zu betrachten und zu entwickeln, die in zukünftigen Situationen Sicherheit geben.
Referentinnen: Suzanne Vogel-Vitzthum & Melanie Ahlers
Stammtischkämpfer*innen ist eine Kampagne des breiten, bundesweiten Bündnisses Aufstehen gegen Rassismus. Die Kampagne gegen die AfD wird getragen von einer Vielzahl an Organisationen, Einzelpersonen und regionalen Bündnissen. Stammtischkämpfer*innen bieten Seminare im Bereich Rechte und rassistische Parolen, Antifeministische und diskriminierende Parolen sowie Verschwörungsmythen und Antisemitismus an.