Am 26. April 2022 begrüßten wir Florence Brokowski-Shekete in unserem Talk-Format “Vielfalt im Gespräch”. Gemeinsam gingen wir mit ihr der Frage nach, welche Stellschrauben ein verantwortungsvolles und diskriminierungssensibles Handeln im Kontext von Schulpflicht und Machtverhältnissen ermöglichen und beleuchteten mögliche Handlungsfelder einzelner Schulakteur:innen.
Auf institutioneller Ebene können Diskriminierungen die Folge von traditionellen Normen, gesetzlichen und administrativen Regelungen oder gewohnheitsmäßigen Verfahrensabläufen in Organisationen sein. Für Schule als öffentliche Einrichtung, in der organisatorisch in einem Netzwerk gesellschaftlicher Institutionen gehandelt wird, können standardisierte Leistungsbewertungen, getrennte Beschulungen oder Deutsch als alleinige Bildungssprache zu Diskriminierungen führen.
Die Referentin gibt im Rahmen ihres Talks folgende Empfehlungen für ein diskriminierungssensibleres Handeln:
Den Talk am 26. April wurde aufgezeichnet. Nachfolgend finden Sie den Impuls von Florence Brokowski-Shekete:
„Diskriminierungssensible Pädagogik ist nicht wie Fahrradfahren – einmal erlernt, nie vergessen – auch bedarf es keines eigenen Faches, sondern einer institutionellen sowie individuellen Haltung, die es gilt, regelmäßig aufs Neue zu reflektieren und zu zeigen.“
Florence Brokowski-Shekete ist Schulamtsdirektorin in Baden-Württemberg und Lehrbeauftragte an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg zum Thema „Diskriminierungssensible Pädagogik im Bildungskontext“. Zuvor arbeitete sie als Lehrerin, Schulleiterin und Schulrätin. Sie ist Gründerin der Agentur FBS intercultural communication, bei der sie seit 1997 als freie Beraterin, Coachin und Trainerin u.a. im Bereich diversitätssensibler Fort- und Weiterbildung tätig ist. 2020 veröffentlichte sie ihre Autobiografie „Mist, die versteht mich ja!“ beim Orlanda Verlag Berlin. Seit Februar publiziert sie den Podcast "SchwarzWeiss" - das "Geht's nicht auch anders”-Format, gemeinsam mit der Journalistin Marion Kuchenny.
In dieser Publikation wird das Konzept einer diskriminierungskritischen Schule skizziert und als gemeinsame Aufgabe von Schule und Partner:innen aus Jugendsozialarbeit und politischer Bildung beschrieben.
Als Merkposten für die diskriminierungskritische Schulentwicklung hält die Publikation folgende Empfehlungen fest:
Das Handbuch wird vom adis e.V., einem Träger der professionellen Antidiskriminierungsarbeit, kostenfrei hier zum Download zur Verfügung gestellt.
Der Autor geht in seinem Beitrag zu rassismuskritischen Veränderungs-prozessen in Institutionen den folgenden Fragen nach: Wie kommt es, dass die eigene Einrichtung noch nicht hinreichend rassismuskritisch aufgestellt ist? Was ist der eigene Beitrag, dass dem noch nicht so ist? Welche Versäumnisse bestehen? Woran merken es Weiße Personen, woran merken es Personen of Color?
Als Gelingensfaktor mit zentraler Bedeutung betont der Autor, dass diversitätssensible Veränderungsprozesse in Einrichtungen von allen Personen mitgetragen werden – unabhängig von ihrer jeweiligen Rolle in der Organisation. Inbegriffen sind sowohl fest angestellte Führungskräfte als auch freiberuflich oder ehrenamtlich tätige Personen. Die Verantwortung für den Veränderungsprozess beinhaltet die Teilhabe aller Akteur:innen von Beginn an und ist Grundvoraussetzung für die Etablierung von diversitätssensiblem Handeln als Querschnittsaufgabe.
Als Stolperstein identifiziert der Autor unter anderem das Ungleichgewicht von Wissens- und Erfahrungsschätzen der am Veränderungsprozess beteiligten Personen. Das beinhaltet die Themen Macht, Diskriminierung und Empowerment. Der Autor warnt davor, dass privilegierte Personen auf Kosten von marginalisierten Personen lernen. Außerdem plädiert er für getrennte Angebote und im Vorfeld zu bestimmten Regelungen, Ansprechpersonen und Maßnahmen, die bei Diskriminierungsfällen im Veränderungsprozess greifen.
Schließlich unterstreicht der Autor, dass Maßnahmen und Aktivitäten erst dann als Erfolg im Veränderungsprozess gewertet werden können, wenn sie sich nachhaltig durchsetzen. Hierfür empfiehlt der Autor den langfristigen und kontinuierlichen Einsatz von geeigneten Monitoring-Instrumenten.
Der Beitrag erschien in der in der Publikation “Rassismuskritische Öffnung. Herausforderungen und Chancen für die rassismuskritische Öffnung der Jugend(verbands)arbeit und Organisationsentwicklung in der Migrationsgesellschaft” (2019. S. 55-59), veröffentlicht vom Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V. (IDA) und kann hier kostenfrei gelesen werden.
Diese Publikation stellt die Ergebnisse einer Studie vor, in der Einstellungen von Lehrkräften zu Aspekten von Diversität untersucht worden sind. Der Fokus liegt auf der Betrachtung von Lehrer:innenerwartungen und deren Zusammenhang mit dem Bildungserfolg von Schüler:innen mit sogenanntem Migrationshintergrund.
Die Autor:innen fassen in ihrem Fazit folgende Empfehlungen zusammen:
Zunächst muss ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass und wie Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund aufgrund von Erwartungseffekten und durch Stereotype benachteiligt werden. Diese Erkenntnis kann durch verschiedene Maßnahmen unterstützt werden:
Darüber hinaus empfehlen die Autor:innen Interventionen zum Abbau von sogenanntem „stereotype threat“, um Wendepunkte in Bildungsverläufen anzustoßen. Lehrkräfte können so die Lernmotivation und die Schulleistungen benachteiligter Schüler: innen nachhaltig verbessern und dadurch verinnerlichten negativen Stereotypen entgegenwirken. Hierfür nennt die Studie einige Voraussetzungen – und kritisches Feedback:
Die Studie wurde vom Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) (hu-berlin.de), durchgeführt und steht hier kostenfrei zum Download zur Verfügung.