Kooperationen zwischen Schule und Hort

Zwei Projektschulen aus Sachsen geben Einblicke in die Praxis

Am Vormittag Schule, am Nachmittag Hort – dieselben Kinder, oft in denselben Räumlichkeiten, unterschiedliche Institutionen und verschiedene Bildungsaufträge. Es liegt nahe, dass eine gemeinsame Gestaltung des Bildungstages für eine ganzheitliche und diversitätssensible Förderung der Kinder ein zentraler Faktor ist, da die Lern- und Entwicklungsprozesse in den Institutionen unterschiedlich begleitet werden können. Doch wie kann das in der Praxis gelingen?


Seit 2005 ist die Kooperation zwischen Grundschule und Hort in Sachsen gesetzlich festgeschrieben. Einige sächsische Projektschulen erarbeiten im Rahmen des Projektes, wie sie die Kooperation zwischen Schule und Hort nutzen können, um Diskriminierungen abzubauen und Bildung diversitätssensibel zu gestalten. Im Folgenden finden Sie einen Einblick in zwei verschiedene Prozesse in sächsischen Grundschulen. Dabei sind zwei zentrale Gelingensbedingungen für die Umsetzung gemeinsamer Vorhaben hervorzuheben. In jedem der Schulteams (Steuergruppe) ist mindestens eine Vertretung des Hortes. Die Umsetzung der Vorhaben kann erst gelingen, wenn beide Kollegien an einem Strang ziehen. Eine Grundlage dafür bieten gemeinsame Pädagogische (Nachmit-)Tage. 

Zusammenarbeit stärken für eine ganzheitlichere Bildung 

In der Grundschule „Am Wartberg“ in Plauen bildet die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Schule und Hort einen wesentlichen Schwerpunkt im Entwick-lungsvorhaben. Während ihres ersten gemeinsamen Pädagogischen Tages einigte sich das Schulteam auf vielseitige Formen der Zusammenarbeit, unter anderem die gemeinsame Vorbereitung und Durchführung von Elternabenden und -gesprächen sowie die gegenseitige Unterstützung bei Höhepunkten in den Klassen. Dabei fanden sie praktikable Ideen für die Übergabesituation von Schule und Hort. Inzwischen haben sich in den einzelnen Klassen feste Rituale aus der Erpobungsphase entwickelt, maßgeblich begünstigt von den fest im Stundenplan verankerten Gesprächszeiten für das Tandem aus Klassenleitung und pädagogischer Fachkraft des Hortes.

Da das Thema „Hausaufgaben“ im Alltag wiederholt zu Reibungen führte, einigte sich das Team für den zweiten Pädagogischen Tag auf dieses Thema. Um die verschiedenen Perspektiven einzufangen, wurden im Vorfeld alle Beteiligtengruppen befragt. Die Erkenntnis: „starke“ Schüler:innen erledigen die Hausaufgaben „zu schnell“, Schüler:innen mit Lernschwigkeiten hingegen erleben Frust, Stress in der Familie und daraus resultierend einen geringen Selbstwert. Das Team diskutierte mehrere Alternativen, favorisierte eine Wochenhausaufgabe (HA über mehrere Tage, fester Abgabetermin und Kontrolle) und setzte diese über einen mehrwöchigen Erprobungszeitraum in den Klassen 2-4 um. Die Erfahrungen mit dem neuen Modell wurden im Schulteam ausgewertet. In allen Klassenstufen zeichneten sich Herausforderungen mit dem neuen Modell ab, weshalb zunächst zum alten Modell zurückgekehrt und im Anschluss eine neue Denkrunde gestartet wird. 

Ein Fall – multiprofessionelle Perspektiven.
Etablierung einer kollegialen Fallberatung  

Die 92. Dresdner Grundschule arbeitet bereits seit vielen Jahren eng mit ihrem Hort zusammen. So gelang es bereits vor Projektbeginn klassenbezogene Tandems zwischen Schul- und Hortmitarbeitenden zu etablieren, um so ressourcenorientiert und abgestimmt auf die individuellen Bedarfe der Kinder eingehen zu können. Als einen nächsten Schritt formulierten sie das Ziel, eine gemeinsame Kollegiale Fallberatung einzuführen. Kinder verhalten sich in den Lernsettings am Vor- und Nachmittag unterschiedlich, der Kontakt mit Eltern ist oft im Hort intensiver als in der Schule, weshalb ein multiperspektivischer Blick auf die Kinder für das Lösen von pädagogischen Handlungsproblemen zentral ist. 

Wie bei anderen Vorhaben war es auch hier wichtig, das gesamte Schul- und Hortteam einzubeziehen, um eine größtmögliche Partizipation und Verbindlichkeit zu erreichen. Ein Pädagogischer Tag war auch hier das Mittel der Wahl und zeigte seine Wirksamkeit. So einigte sich die Gruppe im Sinne eines ganzheitlichen Blicks auf die Kinder darauf, die Fallberatung mit drei Lehrkräften und drei Hortpädagog:innen einmal monatlich für 1.5 Stunden durchzuführen. Sie findet nach dem Unterricht in der Hortzeit statt. Eine Besonderheit, von der sich auch die Schulleitung überrascht zeigte, stellt die Hortbetreuung in dieser Zeit dar. Denn diese wird von drei Lehrkräften übernommen, obwohl es sich dabei nicht um ihre vormals festgeschriebene Aufgabe handelt. Diese Bereitschaft kann als Resultat der gesteigerten Qualität in der Zusammenarbeit und der gegenseitigen Unterstützung zum Wohle der Kinder gesehen werden.  

Zum Seitenanfang