Wenn Sprache diskriminiert

Anregungen und Tipps für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch

Rassismus hat viele Formen und wird auch über Sprache (re-)produziert. Denn Sprache transportiert Botschaften, die Verletzungs- und Machtpotenzial besitzen. Sie schafft Realitäten und Transformation. Dieser Beitrag zeigt den Zusammenhang zwischen Rassismus und Sprache auf und bietet Anregungen für einen rassismuskritischen und diversitätssensiblen Sprachgebrauch in Schule.


Sprache vermittelt Bilder und Vorstellungen. Sie formt unser Denken sowie unsere Wahrnehmung und schafft damit auch Wirklichkeit. Das gilt für das gesprochene Wort, ebenso wie auch für Kinder- und Volkslieder. Sprache und Diskriminierung sind eng miteinander verbunden – denn Sprache kann verletzen und ausgrenzen. Historisch gewachsen und über Generationen weitergegeben, sind viele der heute (noch) verwendeten Begrifflichkeiten und Redewendungen beleidigend, abwertend, beschönigend und gefüllt mit Fremdbezeichnungen, die die Betroffenen häufig entschieden ablehnen. In unserem täglichen Sprachgebrauch werden diese bewusst oder unbewusst, reflektiert oder unreflektiert verwendet und weitergegeben. Auch im schulischen Kontext werden durch Sprache – und auch durch Lieder – implizite rassistische und diskriminierende Botschaften transportiert. Die Schwellen für diskriminierende Äußerungen sind niedrig, denn Worte sind manchmal schnell gesprochen. Rassismuskritische Bildungsarbeit beinhaltet daher die Auseinandersetzung mit rassistischer Sprache und ihrer Wirkmacht. Ziel ist es, die eigene Wahrnehmung sowie Denk- und Handlungsmuster zu reflektieren, zu schärfen und zu verändern. 

Anregungen für die Schulpraxis:
Wie sich ein diversitätssensibler Sprachgebraucht fördern lässt

1. Reflektieren Sie die eigene Sprachpraxis, sprechen Sie Verletzlichkeiten und Unbestimmtheiten von Sprache an und finden Sie (schulinterne) Regelungen. 

Für die einen ist es spaßig, für die anderen persönlich verletzend: Sprache ist nicht immer eindeutig. Entscheidend ist nicht die Absicht der Sprechenden, sondern die Wirkung auf (potenziell) Betroffene. Um Verletzungen durch Sprache zu vermeiden, empfiehlt es sich, gemeinsam mit Schüler:innen die Grenzen der nicht-verletzenden und nicht-diskriminierenden Sprache zu reflektieren. Auch sollten Kriterien für den alltäglichen Umgang mit diesen Grenzen entwickelt werden. Folgende Fragen können dabei unterstützen, konkrete Regelungen abzuleiten:

  • Was verletzt mich? Was verletzt andere und in welchen Situationen?
  • Was ist Spaß und was ist Diskriminierung? Woran wird es deutlich?
  • Welche Regeln wünschen wir uns, um zwischen Spaß und Diskriminierung unterscheiden zu können? 
  • Können bestimmte Wörter verboten werden?
  • Wie möchten Schüler:innen sich mit ihren vielfältigen Identitäten selbst bezeichnen?

Auch die Sprache in Büchern und Unterrichtsmaterialien, in Dokumenten und Liedtexten, aber auch auf der Homepage der Schule gilt es zu reflektieren. Ein solcher Prozess dient nicht dem Zweck, Regeln und Verbote um ihrer selbst willen aufzustellen, sondern Menschen vor Abwertung und Ausschlüssen zu schützen. 

2. Reagieren Sie auf diskriminierende Äußerungen

Von Diskriminierung Betroffene müssen gehört und geschützt werden. Aus diesem Grund gilt es, Verantwortung zu übernehmen und bewusst auf diskriminierende Äußerungen zu reagieren. Betroffenen zu signalisieren, dass sie sich auch schon bei subtilen Abwertungen oder mehrdeutigen Situationen an die Schule wenden können und ihre Wahrnehmung nicht infrage gestellt wird. Auch empfiehlt es sich, Unterstützungsangebote für Schüler:innen und Erziehungsberechtigte zur Verfügung zu stellen. Und: Bei klaren sprachlichen Grenzüberschreitungen sollten Sanktionen festgelegt werden, bei denen die Vermittlung der festgehaltenen Regeln im Vordergrund steht. 

3. Besprechen Sie Widerstände zum Thema Sprache 

Wenn die gewohnte Sprachpraxis infrage gestellt und (neue) Regelungen festgelegt werden, kann es zu Widerständen innerhalb des Kollegiums aber auch innerhalb der Schüler:innenschaft kommen. Die folgenden Fragen können als Anstoß für Diskussionen und Reflexionen in solchen Situationen, aber auch zur Klärung der eigenen Widerstände dienen: 

  • Was wird durch Formulierungen (indirekt) auf- oder abgewertet? Was wird als “normal” oder “abweichend” vermittelt?
  • Warum werden bestimmte Begriffe und Formulierungen benutzt? Mit welchen Intentionen und Assoziationen?
  • Woher kommt das Bestehen darauf, bestimmte Begriffe weiter zu benutzen?1

 

Auf den folgenden Seiten erhalten Sie Anregungen für einen diskriminierungskritischen Sprachgebrauch und konkrete Alternativformulierungen im Kontext von Rassismus, Diskriminierung und Migration: 

Neue deutsche Medienmacher:

Glossar mit Formulierungshilfen für einen diskriminierungskritischen Sprachgebrauch

Zur Publikation: Glossar der Neuen deutschen Medienmacher

AntiDiskriminierungs-Büro (ADB) Köln

Glossar und Leitfaden für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch

Zur Publikation: Sprache schafft Wirklichkeit


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