Über 6.000 Schwarze, afrikanische und diasporische Personen nahmen an der Afrozenus-Studie 2020 teil und berichteten über ihre Lebensrealität in Deutschland. Darunter auch Kinder und Jugendliche, Lehrkräfte und Pädagog:innen. Über 80 Prozent der mehr als 3.300 Befragten, die Kontakt mit dem Bildungssystem hatten, gaben darin an, Diskriminierung erlebt zu haben. Besonders häufig hatten diese Diskriminierungen einen rassistischen Hintergrund.
Der Afrozensus 2020 ist die größte jemals durch-geführte Befragung unter Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Menschen in Deutschland zu fünf Themenbereichen: Engagement, Diskriminie-rungserfahrungen, Anti-Schwarzer Rassismus, Umgang mit Diskriminierung, Resilienz und Empowerment.
Unter den Befragten finden sich auch viele Kinder und Jugendliche, Eltern, Lehrer:innen, Pädagog:innen und Schulsozialarbeiter:innen wieder und berichten von ihren Diskriminierungserfahrungen. Neben den sehr unterschiedlichen und weitreichenden Erfahrungen und Folgen für die Betroffenen, greift die Studie jedoch auch Handlungsempfehlungen auf.
Über 80 Prozent der mehr als 3.300 Befragten, die Kontakt mit dem Bildungssystem hatten, gaben in der Studie an, Diskriminierung erlebt zu haben. Besonders häufig hätten diese einen rassistischen Hintergrund gehabt (88,5 %) – gefolgt von der Hautfarbe (79,8 %) und dem Name (33,2 %). Betroffene Schüler:innen berichten über fehlendes Wissen und einer Bagatellisierung von Anti-Schwarzem Rassismus, über fehlende Anerkennung und zu wenig Unterstützung bei Diskriminierungsvorfällen. Oft würden sie auf das Schwarzsein reduziert werden, während auch zwei Drittel der Befragten (67,6 % von n=1.573) angaben, dass sie aufgrund rassistischer Zuschreibungen in der Schule bei gleicher Leistung schlechtere Bewertungen als andere Schüler:innen oder Kommiliton:innen erhalten hätten. Doch auch Lehrkräfte, Pädagog:innen und Schulsozialarbeiter:innen erleben Anti-Schwarzen Rassismus im Schulalltag und berichten unter anderem davon, dass ihnen Kompetenzen abgesprochen werden.
Wie in der Studie dargelegt, brauche es wirksame Interventionen – in den Communities, an Schulen, in der Aus- und Weiterbildung von Lehrer:innen, der Schulsozialpädagogik und -sozialarbeit aber auch in der Bildungspolitik und -verwaltung. Genannt werden unabhängige Beschwerdestellen für den Bildungsbereich aber auch die Einführung von Landesantidiskriminierungsgesetzen, die explizit auch Diskriminierung in Schulen abdecken. Ebenso brauche es laut Studie mehr außerschulische Bildungsangebote und geschützte Räume, in denen sich Schwarze Schüler:innen austauschen können. Entscheidend sei jedoch vor allem, dass Anti-Schwarzer Rassismus als Menschenrechts-verletzung anerkennt und mit der notwendigen Fachlichkeit und Dringlichkeit behandelt werden muss.