Einblick in die Projektarbeit:

Befragungsergebnisse und ihr Nutzen

Schulen in vier Bundesländern werden seit 2019 durch das Projekt „Vielfalt entfalten – Gemeinsam für starke Schulen" dabei unterstützt, den Schulalltag- und Unterricht diversitätssensibler und diskriminie-rungskritischer zu gestalten. Begleitet wird das Projekt durch eine externe Evaluation und damit verbundene Befragungen an den teilnehmenden Schulen. Die dabei gewonnenen Informationen dienen nicht nur der Qualitätsentwicklung des Gesamtprojekts, sondern auch den Entwicklungsvorhaben der Schulen. Wir geben einen Einblick in die Durchführung der Evaluation und den daraus resultierenden Nutzen für Schule und Projekt.

Häufige Erfahrung von Schulen: Kein Nutzen von Evaluationen für die eigene Praxis 

„Im letzten Jahr habe ich mehr als 90 Anfragen erhalten, um Befragungen zu beantworten oder an das Kollegium weiterzuleiten“, berichtete ein Schulleiter aus Baden-Württemberg bei der Frühjahrstagung 2021 des Arbeitskreises Schule der Deutschen Gesellschaft für Evaluation. Während andere mit den Ergebnissen weiterarbeiteten, habe er nie wieder etwas von diesen Studien gehört. Einen Nutzen hätte die Beantwortung der Umfragen für die Schule demnach nicht gehabt.

Umfragen und die daraus zu gewinnenden Informationen bilden in vielen Projekten die Grundlage für Forschung und Evaluation – so auch im Bildungsbereich. Gleichzeitig bedeuten sie einen nicht zu unterschätzenden Zeitaufwand für die befragten Schulleitungen, Lehrkräfte und Schüler:innen. Oftmals führe dieser jedoch nicht zu einem starken Nutzen oder Mehrwert für die Schule. Auch das Projekt Vielfalt entfalten – Gemeinsam für starke Schulen wird begleitend zur Umsetzung extern evaluiert. Befragungen an teilnehmenden Schulen bilden auch hier einen wichtigen Bestandteil der Datengrundlage. Rückmeldungen, wie die des Schulleiters aus Baden-Württemberg, führten im Projekt zu Überlegungen, wie mit den Befragungen ein echter Mehrwert für die teilnehmenden Schulen geschaffen werden kann. 

Evaluationsergebnisse für die Schulentwicklung der Einzelschule nutzen 

Die externe Evaluation ist ein fester Bestandteil des Projekts Vielfalt entfalten und wird von Camino gGmbH durchgeführt. Ausgerichtet auf die Überprüfung von Wirkannahmen, kommen dabei sowohl qualitative als auch quantitative Methoden zum Einsatz. In allen teilnehmenden Schulen des Projekts wird eine Vorher-Nachher Befragung durchgeführt, die sich an alle pädagogischen Fach- und Lehrkräfte sowie Schulleitungen richtet. Dabei werden persönliche Erfahrungen an der Schule sowie Kenntnisse und Erfahrungen von und mit diversitätssensibler Pädagogik im Schulalltag abgefragt.

Um die Ergebnisse für die teilnehmenden Schulen nutzbar zu machen, wird die Befragung nicht nur schulübergreifend für jedes Bundesland, sondern auch schulspezifisch ausgewertet. Die anonymisierten Auswertungen werden den Schulleitungen mitsamt einer Lektürehilfe zur Verfügung gestellt. Außerdem besteht die Möglichkeit eines Auswertungsgesprächs, wobei das Vorgehen zwischen den Schulen hier variiert. Je nach Bedarf und Interesse der Schulen sowie Auswertungsmöglichkeiten, die auf Rücklaufquoten basieren, gestaltet sich die Arbeit mit den Ergebnissen mehr oder weniger intensiv. Im Rahmen von Begleitprozessen werden die Daten für eine Situationsanalyse und die weitere Maßnahmenplanung genutzt. So können Projektinhalte bedarfsgerecht ausgestaltet werden.  

Praxisbeispiel aus Schleswig-Holstein 

Beispielhaft wird im Folgenden die Arbeit mit den Befragungsergebnissen in den Schulen in Schleswig-Holstein vorgestellt.  

Die Auswertung der Befragung umfasst für jede Schule einen Bericht von über 70 Seiten, der die Ergebnisse in Diagrammen präsentiert. Dabei werden die Ergebnisse der Einzelschule denen des gesamten Bundeslands gegenübergestellt. Um den Austausch zu erleichtern, stellt das Projektteam in Schleswig-Holstein eine Auswahl der Diagramme auf maximal fünf Seiten zusammen und sendet die individuellen Berichte an die Schulleitungen. Begleitend erhält jede Schule ein Hinweisblatt, wie die Befragung durchgeführt wurde und wie die Diagramme gelesen und interpretiert werden können.

Im Kontext von Prozessbegleitungen werden die Befragungsergebnisse mit den Schulen besprochen. Ziel ist es, die gewonnenen Informationen gemeinsam mit dem Leitungsteam zu interpretieren und als Ausgangspunkt für weitere Entwicklungsvorhaben zu nehmen. Im Gespräch wird daher zunächst auf die Stärken der Schule geschaut:

  • Wo sind die Ergebnisse besser als erwartet?  

  • Welche Ergebnisse waren überraschend? (Identifikation des Entwicklungspotenzials)  

  • Wo gibt es noch Ausbaubedarf?  

  • Entsprechen die Ergebnisse dem tatsächlichen Erleben im Kollegium? (wichtig bei geringer Befragungsteilnahme) 

Das Gespräch zu den Evaluationsergebnissen dient dazu, weitere Veränderungsvorhaben der Schule im Rahmen des Projektes zu entwickeln. Zusätzlich haben sich einige der Leitungsteams entschieden, die Ergebnisse im gesamten Kollegium zu teilen. Hierfür wird den Schulen die vollständige Auswertung der Ergebnisse zur Verfügung gestellt. So können die Akteur:innen vor Ort eigene Potenziale erkennen, Schwerpunkte setzen, und Fokusthemen identifizieren. 

Dieses Vorgehen motiviert die Schulleitungen dazu, die Teilnahme ihres Kollegiums an der Befragung zu sichern.  

Lessons learned und Empfehlungen 

Die Befragungen der Schulen und die damit verbundenen Überprüfungen von Wirkannahmen dienen somit nicht nur der Qualitätsentwicklung des Gesamtprojektes, sondern auch der teilnehmenden Schulen selbst. Das Projekt schafft mit der Einzelauswertung einen sofortigen Nutzen für die Schulen und eine Grundlage für eine dateninformierte Schulentwicklung.

Die Empfehlung aus dem Projekt Vielfalt entfalten – Gemeinsam für starke Schulen lautet daher, den Evaluationsvertrag mit externen Dienstleistern so zu gestalten, dass nicht nur Gesamt- sondern auch Einzelauswertungen zeitnah nach der Befragung zur Verfügung gestellt werden. Zudem sollte im Projektteam die Kapazität vorhanden sein, die Einzelauswertung gemeinsam mit den Beteiligten vor Ort zu besprechen und die Ziel- und Meilensteinplanung auf dieser Grundlage zu schärfen. 

 

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