Klaus-Groth-Gemeinschaftsschule mit Grundschule Kiel

„Für eine echte Haltungsänderung braucht es regelmäßige Trainings und Angebote“

Seit 2019 nimmt die Klaus-Groth-Gemeinschaftsschule mit Grundschule in Kiel am Projekt „Vielfalt entfalten” teil. Die Schule befindet sich in einem sehr durchmischten Einzugsgebiet und beschult knapp 500 Schüler:innen in den Klassenstufen 1 bis 10. Etwa 52 Prozent der Lernenden hat eine Migrations-geschichte. Damit gehört die Schule zu einer der 62 „PerspektivSchulen” des Landes Schleswig-Holstein – ein Programm, das Schulen in einem besonders herausfordernden sozialen Umfeld unterstützt. Mit der Teilnahme am Projekt „Vielfalt entfalten“ verfolgt die Schule das Ziel, das Bewusstsein für Diversität zu schärfen, um so jener Heterogenität auch gerecht zu werden


„Vielfalt betrifft uns jeden Tag, schon allein unseres schulischen Standorts wegen. Und das wurde einfach so als gegeben hingenommen. Wir haben uns damit nicht auseinandergesetzt und es fehlte die Zeit für eine aktive Sensibilisierung”, so Kirsten Stechmann über die Motivation sich „Vielfalt entfalten” anzuschließen. Sie ist Teil des Schulleitungsteams und Koordinatorin für Gemeinsames Lernen. Seit nunmehr drei Jahren setzt sich das 60-köpfige Kollegium, bestehend aus Lehrkräften, Pädagog:innen und Schulsozialarbeiter:innen, mit den Dimensionen von Vielfalt auseinander. Wie Kirsten Stechmann erklärt, hätte sich seit Projektteilnahme nicht nur der Umgang unter den Schüler:innen verbessert. Auch die innere Einstellung und Haltung vieler Lehrkräfte hätte sich bereits stark verändert. So berichten einige Kolleg:innen beispielsweise davon, dass sie durch die Arbeit in den Netzwerken die eigene Rolle und Sprache sowie das eigene Denken viel reflektierter wahrnehmen. Auch ein Schulentwicklungstag mit externer Begleitung sei zu dem Thema ausgerichtet worden und hätte dabei viele Kolleg:innen noch einmal wachgerüttelt. Wie Kirsten Stechmann aber auch betont, brauche es für eine echte Haltungsänderung regelmäßige Trainings und Angebote für das gesamte Kollegium – um eben nicht in alte Muster zu verfallen. Dafür brauche es vor allem mehr zeitlich Ressourcen. Wie intensiv das neu erworbene Wissen beispielsweise im Unterricht behandelt wird, hänge außerdem noch (zu) stark von der einzelnen Lehrkraft und deren persönlichem Einsatz und Interesse ab, so Kirsten Stechmann.  

Das „Jahr der Vielfalt” an der Klaus-Groth-Schule

In verschiedenen Angeboten und Formaten schärft die gesamte Schulgemeinschaft im selbst ernannten „Jahr der Vielfalt“ das Bewusstsein für Diversität. Den Auftakt bildeten Videoproduktionen der 10. Klassenstufe, die sich dabei mit den unterschiedlichen Vielfaltsbegriffen auseinandersetzten und ihre Videos in den anderen Klassenstufen präsentierten. Auch initiierten alle Klassen mithilfe von außerschulischen Expert:innen je einen Workshop pro Schuljahr, der ebenfalls Aspekte von Diversität beleuchtete. Ein Highlight stellte das schulübergreifende „Fest der Vielfalt” dar, das den Abschluss einer 4-tägigen Vorhaben-Woche zum Thema Vielfalt bildete und das laut Kirsten Stechmann vor allem das Gemeinschaftsgefühl gestärkt hätte. Während der Woche setzten sich alle Schüler:innen mit unterschiedlichen Vielfalts-Dimensionen, wie z.B. Geschlecht & geschlechtliche Identität, sexuelle Orientierung, Alter und Soziale Herkunft auseinander.  

„Es braucht mehr Lehrkräfte, die andere kulturelle, sprachliche oder auch sexuelle Hintergründe haben. Und es braucht mehr Professionen.“

Vielfalt dürfe nicht nur gelehrt, sondern müsse vor allem gelebt werden, so Kirsten Stechmann. Es sei ein zentraler Baustein, dass sich jene Diversität, die im Schulalltag aktiv gefördert werden soll, auch im Kollegium widerspiegelt. Denn unterschiedliche kulturelle und sprachliche Hintergründe und sexuellen Orientierungen sowie die damit verbundenen Erfahrungen würden das schulische Miteinander enorm bereichern. Das gilt auch für einen Pool an verschiedenen Professionen. Darüber hinaus sei auch die Netzwerkarbeit von hoher Bedeutung und müsse in allen Ländern gefördert werden, so Kirsten Stechmann weiter. „Oft fehlt es den Schulen an finanziellen Mitteln und zeitlichen Ressourcen, die es dafür aber braucht.“ Seitens der Bildungspolitik und -verwaltung wünscht sich die Lehrerin außerdem, dass die Fachanforderungen noch stärker in den Blick genommen werden und unter diversitäts-sensiblen Aspekten überarbeitet werden. 

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