Über 40 Schulen nehmen aktuell am Projekt „Vielfalt entfalten“ teil. Sie alle sind mit unterschiedlichen Fragen, Bedarfen, Erfahrungen und Herausforderungen in das Projekt gestartet und haben individuelle Entwicklungsvorhaben für sich definiert. Was sie alle eint: Sie begreifen Diversität als eine Chance, die es aktiv zu fördern gilt, um ein Umfeld zu schaffen, in dem alle Kinder und Jugendlichen gut miteinander lernen können – unabhängig von ihrer Herkunft, Lebenssituation oder Identität.
Die Schulen sehen sich selbst noch am Anfang einer diversitätssensiblen Schulentwicklung, verfügen aber bereits über gewisse Kenntnisse zu Diversität im Kontext von Schule – so zwei Ergebnisse der ersten Evaluation, welche die Ausgangssituation der mitwirkenden Schulen skizziert. 746 Fragebögen aus den vier Bundesländern wurden im Rahmen der t0-Befragung im Frühjahr 2022 ausgewertet. Die zentralen Ergebnisse im Überblick:
Die Zwischenergebnisse zeigen auch, dass es den Schulen zu Beginn des Projekts häufig noch an geeigneter Datengrundlage fehlt, um den Handlungsbedarf in Bezug auf eine diversitätssensible Schulentwicklung richtig einschätzen zu können und entsprechende Maßnahmen daraus abzuleiten. Auch fand in den Kollegien zuvor nur wenig Austausch zu diversitätssensibler Pädagogik statt.
Alle Schulen haben sich im Rahmen des Projektes eigene Entwicklungsziele gesteckt. Die Vorhaben zielen darauf ab, Diversitätssensibilität im Schulalltag zu fördern. Bei der Ableitung und Durchführung von konkreten Maßnahmen werden die Schulen von ihren jeweiligen Prozessbegleiter:innen unterstützt.
Die Entwicklungsvorhaben im Überblick:
Entwicklung eines diversitätssensiblen Leitbilds
Für erfolgreiche Schulentwicklungsprozesse braucht es eine gemeinsame Grundlage. Es braucht Werte und Ziele, die von allen Schulakteur:innen getragen werden. Aus diesem Grund widmen sich Schulen aus allen vier Ländern der Entwicklung und Etablierung eines schulischen Leitbilds.
Sensibilisierung für Diversität und Diskriminierung
Sensibilisierung spielt an allen Schulen eine große Rolle. Daher werden mit Unterstützung der Prozessbegleitungen verschiedene Formate etabliert, die unter anderem folgende Fragen aufgreifen: Welche Diversitätsmerkmale spielen im Schulalltag eine Rolle? Welche Strukturen und Vorschriften begünstigen Diskriminierungen? Und wie lassen sich diese erkennen und abbauen? Die Schulteams erhalten Fortbildungen und Anti-Bias-Trainings, setzen eigene Projekttage, Workshops und pädagogische Konferenzen um. Auch erarbeiten sie gemeinsam schulische Antidiskriminierungskonzepte.
Vielfalt im Unterricht
Um der heterogenen Schüler:innenschaft gerecht zu werden, sie im Schulalltag gleichermaßen einzubeziehen, zu fördern und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre vollen Potenziale und Fähigkeiten zu entfalten, braucht es tragfähige (Lern-)Konzepte und Materialien. Beispielsweise widmen sich einige Schulen der Entwicklung von diversitätssensiblen Raumkonzepten, die die Sozial- und Lernkompetenzen stärken und einen sicheren Raum für alle Schüler:innen darstellen sollen. Teil einiger Entwicklungsvorhaben ist auch die diskriminierungskritische Auseinandersetzung mit Unterrichtsmaterialien, Methoden und Fachdidaktiken.
Sprache als Ressource
Auch Sprache ist ein wichtiger Faktor von diversitätssensibler Schulentwicklung. Durch Sprache werden Botschaften transportiert, die Verletzungs- und Machtpotenzial besitzen – und daher Diskriminierungen begünstigen. Die Reflexion des eigenen Sprachgebrauchs in Hinblick auf alltagsdiskriminierende Äußerungen ist daher Teil einiger schulischer Entwicklungsvorhaben, ebenso die Etablierung eines diversitätssensiblen Fachunterrichts und die Entwicklung von tragfähigen Konzepten zur Sprachförderung, die nicht zuletzt Mehrsprachigkeit als wichtige Ressource im Schulalltag stärken sollen.
Partizipation fördern & Vernetzung stärken
An einigen Schulen steht die Schüler:innenbeteiligung im Fokus der Entwicklungsvorhaben. Es werden neue (außer-)schulische Angebote geschaffen, Projekttage und Themenwochen ins Leben gerufen, verschiedene Workshops organisiert und Klassenräte gegründet, die Teilhabe und Vernetzung ermöglichen sollen. Auch die stärkere Beteiligung der Sorgeberechtigten ist für viele Schulen ein Schwerpunktthema, das durch regelmäßige und leicht zugängliche Austauschformen, wie Elterngespräche und –abende, gefördert werden soll. Und auch außerschulische Kooperationen werden ausgebaut, darunter zu Kitas, Vereinen, Institutionen und Träger:innen der außerschulischen Bildung.
Mehr zu den Entwicklungsvorhaben, Meilensteinen und aktuellen Herausforderungen der Schulen erfahren Sie in den Interviews.